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Röbi Hintermüller....

Nach 33 Jahren als Pilzkontrolleur gibt Robert Hintermüller aus Feuerthalen im Sommer sein Amt ab

Robert Hintermüller aus Feuerthalen hat in seinem Leben schon an vielen verschiedenen Stationen Halt gemacht.Bild: Tobias Ochsner

 Ein Leben voller Abwechslung

Metzger, professioneller Radfahrer und Pilzkontrolleur: Robert Hinter­müller aus Feuerthalen schaut auf viele Aufgaben und Erlebnisse zurück. Das Amt des Pilzkontrolleurs gibt der 81-­Jährige nun im Sommer nach 33 Jahren­ an seine Nachfolgerin ab.

Autor: Tobias Ochsner

Wer in den Gemeinden Flurlingen, Uhwiesen, Dachsen oder Feuer­thalen schon einmal in den Wald ging, um Pilze zu sammeln, könnte danach Robert Hintermüller getroffen haben. Seit 33 Jahren übt er das Amt des Pilzkontrolleurs für diese Gemeinden aus. Der gelernte Metzger, der vergangenen Samstag seinen 81. Geburtstag feiern konnte, kann seine Faszination für Pilze kaum verbergen. Das Wissen darüber sprudelt förmlich aus ihm heraus und zieht sein Gegenüber in seinen Bann.

Vom Metzger zum Pilzkontrolleur

Geboren und aufgewachsen in Schlatt, hat Robert Hintermüller schon früh mit dem Pilzesammeln begonnen. Bereits mit seinem Vater ging er in den Wald, um Pilze zu suchen, und auch später als Erwachsener verlor er nie die Freude daran. Da seine Eltern aber eine Metzgerei und den Gasthof Lamm, der auch heute noch existiert, besassen, war naheliegend, dass auch er selbst als Metzger tätig wurde. Diese Arbeit gefiel ihm sehr, wie er erzählt: «Metzger ist ein wunderschöner Beruf.» So übernahm er im Jahr 1964 zusammen mit seiner damaligen Frau den Betrieb der Eltern. Als die Ehe jedoch in die Brüche ging, suchte sich Robert Hintermüller eine neue Arbeitsstelle. Kurz darauf lernte er seine jetzige Frau kennen, mit der er nun seit 40 Jahren verheiratet ist. Er blieb weiter­hin als Metzger tätig und arbei­tete unter anderem während sieben Jahren beim Coop City in Schaffhausen oder auch im Top CC in Diessenhofen.Mit 70 Jahren zog er sich aus dem Metzgereigeschäft zurück. Nun konnte er sich intensiver seiner bisherigen Beschäftigung widmen: der Pilzkontrolle. Viele Jahre zuvor hatte er darüber mit einem befreundeten Pilzkontrolleur gesprochen. Dieser fand, dass er geeignet für die Pilzkontrolle wäre und begann, ihn nach und nach über die verschiedenen Pilzarten zu informieren. Natürlich musste Robert Hintermüller zusätzlich viele Kurse belegen, bis er offiziell das Amt des Pilz­kontrolleurs antreten konnte. «Ja, das war hart», erzählt er, «aber heutzutage muss man noch viel mehr können.»In seinen 33 Jahren als Pilzkontrolleur war er immer auf Abruf und musste den Leuten auch ausserhalb der Öffnungs­zeiten der Pilzkontrolle und der offiziellen Saison vom 1. August bis Ende November helfen. «Manchmal kamen Eltern zu mir, deren Kindern es nicht gut ging, weil sie irgendwelche Pilze gegessen hatten. Sie beschrieben mir dann das Aussehen der Pilze und ich konnte ihnen sagen, was sie dagegen tun konnten», so Robert Hinter­müller. Vergangenes Jahr führte er über 230 Kontrollen durch. Daneben leitete er auf Anfrage auch Exkursionen, die er schon mit Familien, Vereinen, Schulen oder sogar Förstern unternommen hat. Dafür wird sich der 81-Jährige auch nach seinem Abschluss als Pilzkontrolleur noch Zeit nehmen.

Karriere als Profi-Radfahrer

Neben der Pilzkontrolle und dem Metzgerei­geschäft war Robert Hintermüller in jüngeren Jahren zudem als professioneller Radfahrer tätig. «Ich habe drei Mal an der Tour de France teilgenommen und wurde Schweizermeister im Jahr 1961.» Einen allzu guten Eindruck der Radfahrerszene hatte er allerdings nicht: «Es wurde sehr viel gedopt zu dieser Zeit. Mir wurde der Spitzname ‹Nature-Fahrer› gegeben, weil ich dazumal einer der wenigen war, die keine leistungssteigernden Sub­stanzen zu sich genommen hat.» Auch heute sei er noch sehr fit und verbringe viel Zeit draus­sen. Wenn auch nicht mehr ganz so oft wegen des Velofahrens.Dass er bereits im Alter von 27 Jahren seine Karriere als professioneller Radfahrer beendete, hing ebenfalls mit dem Doping zusammen. Dieses Mal war jedoch er selbst betroffen: Als er bei einem Rennen im Ausland an der Spitze mitfuhr, rief er seinem Team zu, sie sollten ihm etwas zu trinken bringen. Als über längere Zeit niemand zurückkam, nahm er stattdessen etwas zu Trinken von der Rennleitung, die im Auto nebendran mitfuhr. Als ihm das Team dann die Trinkflasche zurückbrachte, hatte er keinen Durst mehr und trank keinen Tropfen davon. Nach dem Rennen stellte sich dann heraus, dass sein Team ohne sein Wissen eine grosse Menge an verbotenen Substanzen in seine Trinkflasche gefüllt hatte. Aus Wut und Enttäuschung darüber ging Robert Hinter­müller daraufhin zu seinem Vater und sagte: «Wenn du mir die Metzgerei übergibst, höre ich sofort mit dem Velofahren auf!» So liess er von einem Tag auf den anderen das Radfahren sein und übernahm stattdessen das Familiengeschäft.Ganz das Interesse am Radsport verloren hat er allerdings nicht. So versorgt er immer noch junge, unerfahrene Radfahrer, die nach Rat suchen, mit ein paar Tipps. Auch als Trainer eines Radclubs war er angestellt, hörte nach kurzer Zeit aber wieder damit auf.

Die Nachfolge ist geregelt

Auch als Pilzkontrolleur hat Robert Hintermüller des Öftern mit gefährlichen Substanzen zu tun. Die Rede ist aber nicht von Doping, sondern von giftigen Pilzen, die teilweise sogar tödlich sein können. Auf die Frage, ob er nie Angst habe, selbst einen Fehler bei der Pilzkontrolle zu machen, antwortet er mit einem Lächeln. Ein Kontrolleur in der Nähe habe ihm einst gestanden: «Wenn ich kontrolliert habe, kann ich nachts manchmal nicht mehr schlafen.» Darauf habe er erwidert: «Dann musst du mit der Pilzkontrolle aufhören.»Für seine eigene Nachfolge hat Robert Hintermüller bereits gesorgt. In einer Bäckerei sei er auf einen Freund gestossen, der ihn auf seine Pilzexkursionen angesprochen habe. Seine jetzige Nach­folgerin war zu diesem Zeitpunkt auch im Geschäft, hörte interessiert zu und fragte, ob es möglich wäre, einmal so eine Exkursion zu begleiten. Danach kaufte sie sich Bücher über Pilze und begann sich zu informieren. Mit der Zeit wuchs das Interesse an der Nachfolge von Robert Hinter­müller. Während drei Jahren nahm er sie deshalb regelmässig mit in den Wald, um ihr die verschiedenen Pilzarten zu zeigen. Vor ein paar Monaten bestand sie schliesslich die Prüfung.Eine Nachfolge für diese Beschäftigung zu finden sei nicht immer einfach: «Viele bestehen die Prüfung, haben danach aber Angst, Pilze für andere zu kontrollieren. Oder sie haben schlicht keine Zeit.» Das Pilzekontrollieren beanspruche einige Zeit, unter anderem, weil viele Leute aus­serhalb der Saison oder der Öffnungs­zeiten einfach vorbeikämen.Traurig über das Ende seiner Tage als Pilzkontrolleur ist Robert Hintermüller übrigens nicht. «Ich glaube nicht an Zu­fälle», sagt er auf die Begegnung mit seiner Nachfolgerin in der Bäckerei angesprochen. Der 81-Jährige hat auch schon eine neue Beschäftigung gefunden: die Musik. Seit einigen Monaten übt er nämlich wieder auf seiner alten Handorgel. So wird ihm garantiert nicht so schnell langweilig.

Originalbericht im Schaffhauser Bock vom 6. Februar 2108

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